Immer noch ist alles kaputt. Immer noch kann die Menschheit nicht in Frieden leben. Immer noch geht es aus der Deckung an den Feind. Das Alte ist das Neue. Epic Games (@EpicGames) setzen beim dritten Teil von Gears of War (@GearsofWar3) auf Bewährtes, ein vorgewärmter Hausschuh – ausgetreten aber bequem. Alles was die Gears-Serie groß gemacht hat, ist wieder an Bord: Der riesige träge waffenbehängte Marcus Fenix und seine Crew ballern sich durch Horden von außerirdischen Lambents, Locusts und Zombies auf der Suche nach dem totgeglaubten Vater, der eine Rettung aus Dystopia und Ende allen Übels verspricht.
Auf Handlungsebene bemüht man sich um Charakterentwicklung. Figuren stellen sich in Cutscenes ihrer Vergangenheit. Wenn sich Fenix’ Bruder Dom Santiago zu Spielbeginn als Gemüsefarmer versucht, um den Tod seiner Frau zu verwinden und in seiner Tätigkeit zudem einen Baustein zur Arterhaltung der Menschheit sieht, amüsiert das. Wenn Dom später einfallende Invasoren mit Blei-Stakkato und den Worten “You fucked up my tomatoes, you assholes” begrüßt, kippt die Tiefgründigkeit ins Popcorn. Vergangene Karrieren, zerstörte Liebe, zerrissene Familie – Gears of War ist ein Dramolett in fünf Akten, das ein Wochenende andauert.
Wie die bisherigen Teile, die Call-of-Duty-Serie oder Bulletstorm erlebt der Spieler eine lineare, gescriptete und bis in das letzte Pixel durchkoreographierte Achterbahnfahrt. Die Schere spannt sich zwischen atemberaubenden Cut-Scenes und dem Unvermögen der Spielfigur, auch nur über einen Bordstein zu steigen, der vom Spielgeschehen wegführen würde. Trost spenden Vernichtungswerkzeuge und -maschinen, wenn Fenix und Crew sich beispielsweise in raketenbestückte Exoskelette zwängen, um wie in der Schluss-Szene von Aliens bionisch verstärkt den Invasoren zeigen, wo der Barthel den Most holt. Napalm-Granaten? Ein-Schuss-Repetierer mit brachialer Ladung? Überdimensionierte Beile? Hammer of Dawn? Alles im Handgepäck!
Ob um der Indizierung in Deutschland vorzubeugen oder um noch mehr Explosionen herbeizuführen, wurden die zu bekämpfenden humanoiden Locusts in den ersten Spielstunden gegen die amorphen Lambents ersetzt. Die bestehen zu großen Teilen aus mit Leuchtflüssigkeit statt Blut gefüllten Tentakeln und hinterlassen unter Dauerbeschuss eine beeindruckend spritzige Sauerei. Seis drum, Spass macht das Neon-Inferno trotzdem, denn das Sägeblatt ist weiterhin an der Lancer montiert und schlussendlich ist es auch egal, wer unter die Zähne kommt. Ein Novum sind Zombies, wenngleich dieser popkulturelle Zug mittlerweile seine Endstation erreicht hat.
Man setzt auf Bewährtes und versucht sich stärker an Handlung und Erzählerischem. Cutszenes machen gefühlt fast ein Viertel der Spielzeit aus. Dazwischen heißt es Deckung suchen, ballern, laden, ballern und sich nicht um realweltliche Dinge scheren. Und ballern. Immer wenn das Geballer zu monoton zu werden droht, bricht apokalyptischer Gegnerwahnsinn herein, oder der Spieler darf ballernd mit dem Buggy über Pisten hügeln oder im U-Boot unter Wasser für Ordnung sorgen. Gears of War ist banal, brutal, eskapistisch und die coolste Sau im Schweinepferch. Eine Pulp-Perle und Sci-Fi-Achterbahnfahrt, die sich als Kerbe im Colt ganz hervorragend neben der macht, die Bulletstorm hinterlassen hat.
Pingback: iOS: DEAD TRIGGER (Video) | Stromstock | iPad-Apps und Gadgets